Chhatrapati Free Cinic Kathmandu / Nepal

Die Chhatrapati Free Clinic ist eine in ihrem Umfeld besonders bemerkenswerte Initiative, die vor genau 50 Jahren in Kathmandus Stadtteil Chhatrapati gegründet wurde. Erfahrungen mit dem völlig unzureichenden staatlichen Gesundheitswesen waren für verantwortungsbewusste Bürger des Bezirks Ausgangspunkt für ihren Zusammenschluss und die Gründung einer verblüffend einfachen Art von „Krankenversicherung“: Ein festgesetzter Beitrag sichert für ein Jahr oder auf Lebenszeit medizinische Betreuung. Heute gibt es auch in Nepal, insbesondere in Kathmandu, vielfältige Angebote moderner Medizin, die privat finanziert werden müssen. Das Grundübel also ist dasselbe wie vor 5 Jahrzehnten: der allergrößte Teil der Bevölkerung ist von dieser Hilfe ausgeschlossen. Nicht einmal eine Basisversorgung ist allen zugänglich. Dies zu ändern, ist nach wie vor das Ziel der Chhatrapati Free Clinic (CFC), die ähnlich einem Verein funktioniert. Die Generalversammlung wählt in regelmäßigen Abständen ein Leitungskommittee, das die Geschicke der Free Clinic lenkt und rechenschaftspflichtig ist. Vor 50 Jahren war es immerhin ein kleiner Verbandsraum, durch den die Bürger für ihren Stadtteil eine allererste medizinische Grundversorgung anbieten konnten. Zu festgelegten Zeiten leisteten hier sozial verantwortliche Ärzte ihren Dienst. 

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Chhatrapati Free Clinic enorm verändert:
Aus dem Verbandsraum wurde eine moderne dreistöckige Poliklinik mit vielen Fachabteilungen: HNO- und Augenärzte, ein Dermatologe, Orthopäden, eine Mutter- und Kind-Abteilung, Diagnostik und internistische Abteilung sowie Zahnärzte bieten inzwischen an 6 Tagen pro Woche Sprechstunden und medizinische Leistungen auf einem hohen Niveau an. Über 30 Fachärzte arbeiten abwechselnd an der Klinik. Die medizintechnische Ausstattung ist – dank Spenden, vor allem aus Deutschland – auf einem hohen Standard. Seit 2000 ist ein modernes zahntechnisches Labor angegliedert, in dem zwei in Jena und Dormagen ausgebildete Zahntechnikerinnen arbeiten und inzwischen weitere Mitarbeiter schulen. Wegen der angespannten politischen Situation in den letzten Jahren wurden die Abstände immer größer mit denen ausländische Mediziner, zum Beispiel deutsche Augenärzte, zu Staroperationen an die CFC kamen oder Zahnärzte Trainings für Kollegen anboten. Nachdem sich die Situation jetzt offensichtlich nachhaltig enspannt, wollen die Freunde, die die CFC über lange Jahre gewonnen hat, solche Projekte wieder verstärkt angehen. Auch Healthcamps, Einsätze in ländlichen Gebieten rund um Kathmandu, die zuletzt unmöglich waren, sind von den Kollegen an der Clinic wieder geplant.
Zum 50jährigen Bestehen der CFC wird eines der Gründungsziele wahr: es wird ein neues, fünfstöckiges Gebäude eingeweiht, das neben der Poliklinik gebaut werden konnte. Wirklich bemerkenswert ist das angesichts der politischen Turbulenzen, durch die Nepal zuletzt trudelte. Dabei kamen die Gelder dafür fast ausschließlich von Chhatrapatis Familien; die Baufortschritte waren immer so groß, wie die zur Verfügung stehenden Mittel. Auf lange Sicht entsteht hier ein Krankenhaus. Vorerst werden zwei OP-Säle und eine Wachstation eingerichtet, bekommen die einzelnen Fachabteilungen mehr Platz. Es entsteht also ein ambulantes OP-Zentrum, bevor ein regulärer Krankenhausbetrieb etabliert wird.

Das Besondere an dem langfristigen Projekt aber ist, dass die Nepalis, die sich mit viel Engagement dieser Aufgabe verschrieben haben, eines ihrer ersten Ziele nicht aus den Augen verloren: Die kostenfreie Basisversorgung für diejenigen ihrer Nachbarn, die sich nicht einmal einfachste medizinische Hilfe leisten können, gehört noch immer zu den vorrangigen Aufgaben der Chhatrapati Free Clinic, auch wenn es inzwischen viele zahlende Patienten an der Klinik gibt.  Noch immer steht der Satz „Niemand darf leiden oder sogar sterben müssen, weil er oder sie sich medizinische Betreuung nicht leisten kann.“ aus der Satzung von 1957 richtungsweisend über der Arbeit der Chhatrapati Free Clinic. Die Ideen aus den Gründungstagen, Verantwortung für Andere zu übernehmen, für Schwache, für Mittellose zu sorgen, ist so lebendig wie die Arbeit der Klinik und ihres Leitungskommitees. Heute gehören auch Programme zur gesundheitlichen Aufklärung, zu Hygiene, zu AIDS-Vorsorge und Familienplanung und besondere Aktionen für Strassenkinder zum Aufgabenspektrum der CFC.
In ihrer Zusammenarbeit mit anderen lokalen Vereinen wurde die Clinic zu einem organisatorischen Drehkreuz im Stadtbezirk. Beispielsweise gibt es angesichts der Erdbebenwarnungen für das Himalayagebiet endlich den Versuch, Notfallhelfer zu schulen und ein Desaster Management aufzubauen. Diese Aktivitäten sind auch an der CFC beheimatet und erfahren inzwischen international Beachtung.

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